Schlagwort: Ausstellung

  • 75 Jahre Grundgesetz, eine Nachlese

    75 Jahre Grundgesetz, eine Nachlese

    Unter dem Titel „Wir! 75 Jahre Grundgesetz“ präsentierte das Deutsche Buch- und Schriftmuseum vom 8. Mai 2024 bis zum 23. Dezember 2024 eine Foyerausstellung in der DNB Leipzig.

    Ursprünglich hervorgegangen ist die Ausstellung aus der Betreuung eines Praxissemesters unserer Praktikantin Pauline Frohnert, Studentin der Museologie. Sie kuratierte während der Arbeit im DBSM eine virtuelle Ausstellung zum Thema 75 Jahre Grundgesetz als Praxisarbeit. Dabei wurde sie gemeinsam von Kolleg*innen der Inhaltserschließung und des DBSM betreut.

    Bei der Sichtung des überraschend umfangreichen Bestandes rund um das Thema Grundgesetz[1], ergab sich die Chance mit den meist DNB-eigenen Beständen eine illustrative und informative Foyerausstellung zu gestalten. Diese wurde kostengünstig komplett in Eigenregie durch Kolleg*innen des Hauses konzipiert und umgesetzt. Auch sind wir erstmalig dazu übergegangen, die Ausstellungstexte und Vitrinenbeschriftungen nachhaltig ohne Einsatz von Klebefolien zu realisieren. Durch unseren Haustischler, Herrn Voigt, konnten neue und farbneutrale Wechselböden für die Vitrinen geschaffen werden.


    [1] vgl. https://test.blogdnb.de/75-jahre-grundgesetz-eine-publikationsgeschichte/

    Inhaltlich war die Ausstellung in sechs Module mit Betrachtungen zum Grundgesetz und seiner Publikationsgeschichte gestaltet.

    Hier ging es um historische, juristische, besonders gestaltete, künstlerische, übersetzte und jugendgerechte Ausgaben. Die Medien – es waren nicht nur Druckwerke, sondern auch Ton- und Datenträger – präsentierten einen kleinen Teil des Bestandes zum und über das Grundgesetz seit 1949.Die Hauptvitrinen waren flankiert von einer Vitrine mit Faksimiles der Urschrift, hier gab es auch Leihgaben, einem „Mitmachtisch“ mit Rätseln und Aufgaben rund um die Verfassungsinhalte sowie eine Flachvitrine zum Erkunden weiterer Aspekte und Durchblättern von Publikationen.

    Die Bundeszentrale für politische Bildung stellte uns Ausgaben des Grundgesetzes zur Verfügung, die zum Mitnehmen gedacht, auch reichlich Zuspruch fanden.

    Bis zum Oktober waren parallel einige Exponate auch auf der MS Wissenschaft unterwegs, die 2024 unter dem Motto „Freiheit“ 3.000 Kilometer quer durch Deutschland und Österreich unterwegs war[2]. Rund 54.000 Besucher*innen sahen die Ausstellung auf dem Schiff. Das Ausstellungsmodul zum „Buch der Freiheit“ zeigte dort ebenfalls, wie das Grundgesetz auf dem Publikationsmarkt rezipiert wurde. Zu sehen waren Urschriften von 1949, diverse teuren und kostenlose Ausgaben, künstlerische Bearbeitungen, Fachbücher, Ausgaben in Brailleschrift neben Kinderbüchern.


    [2] Vgl. https://test.blogdnb.de/ms-wissenschaft/

    Im Laufe der Ausstellung wurden zehn Kuratorenführungen durch Yvonne Jahns und Peter Kühne mit interessierten Besucher*innen durchgeführt. Ein besonders schöner Abschluss ergab sich durch die Anmeldung eines Kurses „Deutsch als Zweitsprache“ für die letzte Führung im Dezember 2024.

    Für die Beteiligten aus der Inhaltserschließung, der Benutzung und dem Museum war es wiederum eine fruchtbringende Zusammenarbeit bei der kulturellen Vermittlungsarbeit von Bibliothek und Museum.

    Bilder wenn nicht extra ausgewiesen: DNB Christine Hartmann, DNB Peter Kühne CC BY SA 3.0 DE

  • „papan an papan“

    „papan an papan“

    Am 12. Januar 2025 wurde im Buch- und Schriftmuseum (DBSM) der Deutschen Nationalbibliothek die neue Foyer-Ausstellung „…von mir aus! papan an papan. Ein Leben in Postkarten“ eröffnet – und sie verspricht ein Erlebnis, das sowohl den Intellekt als auch die Lachmuskeln herausfordert. Die Ausstellung widmet sich an sich selbst adressierten Postkarten von Manfred von Papen, einem der bekanntesten deutschen Cartoonisten, dessen Werke nicht nur Humor, sondern auch gesellschaftliche Subtexte transportieren.

    Vor der Eröffnung: papan, Stephanie Jacobs und der Leipziger Cartoonist BECK (v.l.n.r.), Foto: DNB / Christine Hartmann

    Das Lachen und der Humor

    Humor hat in der Geschichte der Menschheit oft einen schwierigen Stand. Er wird oft als unernst, als Ablenkung vom „Wesentlichen“ oder gar als Zeichen von Unreife betrachtet. Besonders in Krisenzeiten und in autoritären Gesellschaften ist Lachen häufig tabu – sei es in Platons Akademie, in mittelalterlichen Klöstern oder in der französischen Nationalversammlung, wo jahrhundertelang offiziell das Lachen untersagt war. Auch heute noch gibt es zahlreiche soziale Kontexte, in denen das Lachen als unangemessen gilt. Doch gerade in der heutigen, von Herausforderungen geprägten Welt zeigt sich, dass Humor eine tiefere Bedeutung hat. Er kann als Akt der Emanzipation und als Widerstand gegen Machtstrukturen verstanden werden.

    Publikum zur Eröffnung, Foto: DNB / Christine Hartmann

    In seiner Arbeit hat Manfred von Papen diese subversive Kraft des Lachens meisterhaft genutzt. Humor kann, so von Papen, ein Mittel sein, um gegen Ungerechtigkeit und Missstände anzukämpfen. Er entlarvt Machtverhältnisse und stellt bestehende Autoritäten infrage. In der Ausstellung wird deutlich, wie von Papens Zeichnungen diese Gedanken aufgreifen und gleichzeitig die Freude am Lachen vermitteln. Dabei ist sein Humor oft zwiespältig – er regt zum Schmunzeln an, lässt aber in manchen Momenten auch nachdenklich werden.

    Sehr kurzweilig und humorvoll: Zur Eröffnung sprach papan (rechts) mit seinem Berufskollegen, dem Leipziger Cartoonist BECK, Foto: DNB / Christine Hartmann

    Der Künstler hinter den Postkarten

    papan signiert, Foto: DNB / Christine Hartmann

    Papan, wie er oft genannt wird, hat über Jahre hinweg in prominenten Medien wie der ZEIT, der Süddeutschen Zeitung und dem STERN ein breites Publikum erreicht. In seinen Cartoons mischt sich gesellschaftliche Scharfsinnigkeit mit einer klaren, unverwechselbaren Linie, die seine Bilder sofort erkennbar macht. Seine Serie „… von mir aus“ ist dabei ein besonders markantes Beispiel für die Verbindung von Humor und tiefgründiger Reflexion.

    Die Deutsche Nationalbibliothek freut sich, nun einen bedeutenden Teil seines Werkes in ihren Sammlungen zu bewahren. Damit wird nicht nur das Bild als Wissensressource, sondern auch der Humor als kulturelles Gut verstärkt in den Fokus gerückt. Die Sammlung von Bildgeschichten, Comics und Illustrationen ist seit einiger Zeit ein strategisches Ziel des Museums, das in den letzten Jahren einen unerwarteten Aufschwung erlebt hat.

    Besucher*innen zur Eröffnung der Ausstellung, Foto: DNB / Christine Hartmann

    Die Ausstellung und die begleitende Publikation bieten einen einzigartigen Einblick in die Welt des Cartoons und machen die subversive Kraft des Lachens für die Besucher greifbar. Wer also auf der Suche nach einer therapeutischen Dosis Humor ist, wird hier fündig – und vielleicht wird das Lachen nicht nur ein Vergnügen, sondern auch eine Lektion in Sachen Freiheit und Selbstbestimmung.

    Vorderseite einer Postkarte von papan an papan, Zeichnung: papan

    „… von mir aus – papan an papan. Ein Leben in Postkarten“ ist somit nicht nur eine Ausstellung, sondern auch ein lebendiges Experiment, das den Besucher zum Nachdenken und – ganz wichtig – zum Lachen anregt. Und wer weiß, vielleicht wird der eine oder andere Besucher sogar feststellen, dass das Lachen mehr als nur eine flüchtige Reaktion ist. Es kann eine tiefe und bedeutende Auseinandersetzung mit der Welt sein – und in dieser Ausstellung wird genau das auf eine höchst unterhaltsame Weise vermittelt. Wir laden Sie ein, sich diese Ausstellung nicht entgehen zu lassen – sie ist bis zum 1. Juni 2025 geöffnet.

    Hier ein paar Beispiele aus der Sammlung mit papans Postkarten:

    Publikation

    Für alle, die bis 1. Juni 2025 nicht nach Leipzig kommen oder auch zu Hause in den augenzwinkernden Humor von papan eintauchen möchte gibt es einen Katalog. Er vereint alle Postkarten aus der Ausstellung und wird ergänzt durch weitere Motive. Er ist zudem der zweite Band der Buchreihe „AugenRausch“ zu Comics, Illustrationen und Co. 2022 erschien mit „Verbriefte Freundschaft. Axel Schefflers fantastische Briefbilder“ bereits Band 1 – flankierend zur gleichnamigen Ausstellung. Mehr dazu auch in diesem Blog-Beitrag.

    Blättern im Katalog zur Ausstellung „papan“, Video: DNB / Carl Götz


    Ausstellungskatalog „… von mir aus“ – Papan an papan. Ein Leben in Postkarten
    ISBN: 978-3-941113-63-3
    Preis: 16,99 Euro
    Erhältlich im Deutschen Buch- und Schriftmuseum sowie auf Bestellung über dbsm-info@dnb.de.
    Link zum Katalog der DNB

    Stephanie Jacobs

    Dr. Stephanie Jacobs ist Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums.